Liebe Kolleginnen und Kollegen,
es freut mich sehr, Sie zum KFO-Spezialpodium der alljährlichen Fortbildungstagung der südbadischen Zahnärzteschaft begrüßen zu dürfen, welches bereits nun zum fünften Mal stattfindet.
Da Sie im letzten Jahr so zahlreich erschienen sind, ist uns auch dieses Mal der Komfort der Sala Bianca wieder sicher.
Mittlerweile traditionsgemäß dürfen wir auch in diesem Jahr wieder die ärztlichen Direktoren der vier Landesuniversitäten mit qualitativ hochwertigen Vorträgen bei uns begrüßen. Von Retention und Verlagerung über Funktionsregler und Aligner bis hin zur universitären Kieferorthopädie ist alles dabei.
Ihre BZK und ich freuen sich mit Ihnen auf eine interessante Fortbildungstagung.
Dr. Silke Kuhlmann
Moderatorin KFO-Podium
09:00 Uhr
bis 09:15 Uhr
09:15 Uhr
bis 10:00 Uhr
Verlagerungen und/oder Zahnretentionen von bleibenden Eckzähnen treten mit einer nicht unerheblichen Häufigkeit zwischen 1 und 3% auf. Die bedeutsamsten Folgen einer verzögerten Therapie zum Beispiel bei einer Retention und/oder Verlagerung von oberen Eckzähnen sind Wurzelresorptionen der oberen bleibenden Schneidezähne und der Prämolaren. 2018 wurde auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) eine Leitlinie zum Thema “ Diagnostik und Management von verlagerten und retinierten Eckzähnen“ bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V (AWMF) angemeldet.
Ziel des Vortrags ist es unter Berücksichtigung aktueller Literaturdaten einen Einblick in die Arbeit dieser Leitlinie zu geben und einen Teil der Ergebnisse zu präsentieren.
10:00 Uhr
bis 10:45 Uhr
In der Kieferorthopädie hat die therapeutische Beeinflussung der orofazialen Entwicklungsprozesse ihren festen Stellenwert, wobei die Korrektur fehlerhafter Funktionsmuster im Rahmen der Wachstumslenkung auch eine wichtige Aufgabe der Funktionskieferorthopädie ist. Der Vortrag soll einen praxisorientierten Einblick in das Konzept der orofazialen Orthopädie mit dem Funktionsregler (FR) nach Fränkel geben: neben den Grundlagen wird auf einige Spezifika der klinischen Anwendung des Funktionsreglers bei Klasse III-Anomalien (FR3), in Grundzügen auch bei Klasse II-Anomalien (FR1, FR2), eingegangen. Zudem wird aufgezeigt, wann der Funktionsregler auch zur Vorbereitung anderer Behandlungsaufgaben, z.B. eines kieferorthopädischen Lückenschlusses bei Aplasie oder vor/nach skelettaler Korrektur mittels skelettaler Verankerung bei Klasse III-Anomalien, sinnvoll eingesetzt werden kann. Darüber hinaus wird die Beeinflussung der epigenetischen Kontrollfaktoren zur Rezidivprophylaxe mittels Funktionsregler diskutiert.
10:45 Uhr
bis 11:30 Uhr
11:30 Uhr
bis 12:30 Uhr
In seinem kleinen Büchlein „Die Rechenmaschine und das Gehirn“ beschrieb John von Neumann schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von menschlicher und maschineller Informationsverarbeitung. Bis heute sind diese Gedanken einerseits wahr, haben jedoch andererseits keineswegs die allgemeine Verbreitung erfahren, die ihrer Bedeutung entspräche. Im Gegensatz zu Computern machen Gehirne keine Downloads, sie werden vielmehr benutzt und verändern sich dadurch. Dies ist Lernen. Für Einzelheiten ist der Hippocampus zuständig, im Kortex dagegen geht es vor allem um allgemeine Regeln. Im Computer erfolgen die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen getrennt in der central processing unit (CPU) und auf einem Massenspeicher (Festplatte oder SSD Chip), im Gehirn dagegen gibt es diese räumliche und funktionelle Trennung nicht. Dort arbeiten Nervenzellen, die sich Informationen wechselseitig über Verbindungen zusenden (Verarbeitung), die sich dadurch in ihrer Stärke ändern (Speicherung). Damit sind die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen nicht getrennt, sondern bilden räumlich und funktionell eine Einheit. Gehirne lassen sich heute mit (herkömmlichen oder speziell dafür gebauten) Computern simulieren, was unser Verständnis ihrer Funktion deutlich vorangebracht hat. Die Verarbeitung in solchen Neuronalen Netzwerken wird immer besser, je mehr schon verarbeitet (und damit gelernt) wurde; sie sind faktisch mittlerweile so leistungsfähig, dass sie zum Geschäftsmodell der reichsten Firmen der Welt – Apple, Google, Amazon, Facebook, Microsoft – geworden sind. In bestimmten Bereichen übertrifft die Leistungsfähigkeit dieser künstlichen Gehirne die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns. Die Folgen müssen diskutiert werden. Dabei wird u. a. auch klar: Der hermeneutische Zirkel hat keine Abkürzung.
12:30 Uhr
bis 14:00 Uhr
14:00 Uhr
bis 14:45 Uhr
Zahnstellungskorrekturen mittels Aligner basieren auf schrittweisen Einzelzahnbewegungen auf digitalen Kiefermodellen, anhand derer eine Serie von thermoplastischen Schienen (sog. Alignern) erstellt wird. Diese Therapieform hat sich in den zurückliegenden Jahren – insbesondere im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung – in der Klinik etabliert. Das große ökonomische Potenzial der Alignertherapie hat dazu geführt, dass Teile der Dentalindustrie neben Kieferorthopäden und Zahnärzten mitunter auch den Patienten direkt (im Sinne eines „do-it-yourself“) zu dieser Therapieform animieren. Neben den Risiken der Anwendung von Alignern ohne fundiertes fachspezifisches Wissen werden in diesem Vortrag verschiedene Alignerkonzepte vorgestellt, und sowohl die Indikationsbereich als auch die Limitationen von Alignern bei der Zahnbewegung anhand der wissenschaftlichen Studienlage sowie der biomechanischen Grundlagen der Zahnbewegung erörtert. Auf Basis von Fallbeispielen werden „typische Alignerfälle“ vorgestellt und mögliche Kombinationen von Alignern mit anderen Apparaturen aufgezeigt. Zudem wird die sinnvolle Einordnung dieser Therapieform in das Gesamtspektrum der „Kieferorthopädischen Therapie-Toolbox“ diskutiert.
14:45 Uhr
bis 15:30 Uhr
Das Behandlungsspektrum in der Kieferorthopädie umfasst eine große Spanne unterschiedlichster Erkrankungen und Fehlstellungen im Kiefer und Zahnbereich. Das Spektrum reicht dabei von komplexen craniofazialen Fehlbildungen, zum Teil verbunden mit umfassenden allgemeinmedizinischen Erkrankungen bis hin zu dentoalveolären Einzelzahnfehlstellungen. Eine besondere Herausforderung liegt dabei im Bereich der komplexen craniofazialen Fehlbildungen, die regelmäßig die Betreuung durch ein großes interdisziplinäres Zentrum erfordern. Die Altersspanne umfasst gleichermaßen ein breites Spektrum, von Neugeborenen bis hin zu Patienten im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Im Wandel der Zeit bereichern verschiedene Techniken, zunehmend auch im digitalen Bereich, den Behandlungsalltag, sie bringen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Zusammenfassend zeigt sich dabei, dass unabhängig vom Krankheitsbild und den infrastrukturellen Gegebenheiten, stets der Patient im Mittelpunkt steht und eine enge Verzahnung und Kooperation der interdisziplinären universitären wie auch niedergelassenen Behandlungseinrichtungen die Qualität der Behandlung sichert und optimiert. Der Übergang ist dabei stets fließend und patientenindividuell.
15:30 Uhr
bis 15:45 Uhr
Für die Teilnahme an beiden Tagen erhalten Sie 12 Fortbildungspunkte