4. Spezialpodium Oralchirurgie

4. Spezialpodium Oralchirurgie

Freitag, 24. April 2020

Liebe Frau Kollegin, lieber Herr Kollege,

standen in vergangenen Jahr vor allem besondere chirurgische Techniken und Behandlungsoptionen im Mittelpunkt unseres Spezialpodiums Oralchirurgie, so wollen wir dieses Jahr den Patienten in den Fokus unseres Interesses nehmen. Nicht immer bestehen optimale Bedingungen, weder was die anatomischen Gegebenheiten, noch was den Gesundheitszustand unsere Patienten betrifft. Hier helfen uns einerseits moderne Therapieoptionen und der technische Fortschritt ganz wesentlich weiter, dennoch gilt es in solchen komplexen Fällen auch immer wieder auf ein solides Wissen und chirurgisches Können zurückgreifen zu können.

Wir hoffen Ihnen hierbei sowohl bei der Entscheidungsfindung, als auch bei der Umsetzung mit dem diesjährigen wissenschaftlichen Programm Hilfestellung bieten zu können.

Vor diesem Hintergrund werden vor allem aktuelle Verfahren und Materialen breiten Raum im Programm des Spezialpodiums Oralchirurgie einnehmen, freuen Sie sich auf Updates zu den Themengebieten Knochenersatzmaterialen/ GTR-GBR und Augmentationsverfahren und – seien Sie gespannt!

Erneut ist es gelungen, namhafte Referenten unserer chirurgischen Disziplin für das diesjährige Podium zu gewinnen, die zu interessanten, aktuellen, vor allem jedoch praxisrelevanten Themen sprechen werden.

Ich freue mich sehr auf das Spezialpodium Oralchirurgie 2020 und besonders darauf, Sie dort begrüßen zu dürfen!

Herzliche und kollegiale Grüße

Ihr

Dr. Georg Bach
stv. Vorsitzender

Programm

4. Spezialpodium Oralchirurgie

Wissenschaftliche Vorträge

Freitag, 24. April 2020

09:00 Uhr

bis 09:15 Uhr

Eröffnung der Fortbildungsveranstaltung Dr. Georg Bach, Freiburg

Dr. Georg Bach, Freiburg
Curriculum Vitae

09:15 Uhr

bis 10:00 Uhr

Update vertikale Augmentationstechniken in der Implantologie Dr. Theodor Thiele, M.Sc. M.Sc., Berlin

Dr. Theodor Thiele, M.Sc. M.Sc.
Dr. Theodor Thiele, M.Sc. M.Sc. Berlin
Curriculum Vitae

Die implantologische Versorgung hat sich von der knochenorientierten Positionierung hin zur prothetikbestimmten Implantatsetzung entwickelt. Über die Zeit hat sich das chirurgische Protokoll der Implantation vereinfacht, die Einheilzeiten wurden verkürzt und die Erfolgsquoten haben sich verbessert. Trotzdem ist die Rekonstruktion komplexer Hart- und damit auch folgender Weichgewebsdefekte immer noch eine Herausforderung. Aktuelle Diskussionen zu den Themen der Techniken, Materialien und Zeiträume werden kontrovers geführt.

Der vertikale Defekt stellt eine besondere Herausforderung in diesem Spannungsfeld dar. Der Vortrag wird mit Hilfe von Beispielen aus der eigenen Praxis, Techniken, Ergebnisse und Komplikationsmanagement anhand der aktuellen Literatur kritisch beleuchten.

10:00 Uhr

bis 10:45 Uhr

Knochenersatzmaterialien in der zahnärztlichen Chirurgie – Kommt der Paradigmenwechsel? Dr. Dr. Andreas Pabst, Koblenz

Dr. Dr. Andreas Pabst
Dr. Dr. Andreas Pabst Koblenz
Curriculum Vitae

Aufgrund der physiologischen Alveolarkammatrophie nach Zahnverlust ist häufig vor einer geplanten Implantation die Augmentation und Regeneration des Alveolarknochens erforderlich. Neben dem patienteneigenen, autologen Knochen – der häufig eine zusätzliche Entnahmestelle erforderlich macht – stehen verschiedene Knochenersatzmaterialien (KEM) unterschiedlicher Herkunft (meist synthetischen oder tierischen Ursprungs) zur Verfügung, die entweder alleine oder in Kombination mit patienteneigenem, autologen Knochen eingesetzt werden können.

Desweiteren stehen prozessierte, allogene Knochenkompositionen zur Verfügung, die von menschlichen Gewebe- und Multiorganspendern stammen und einem mehrstufigen, komplexen Aufbereitungsprozess unterliegen. Dieser allogene Knochen unterliegt in Deutschland dem Arzneimittelgesetz (AMG) und ist eine mögliche, vielversprechende Alternative zu den autologen Transplantaten.

Mit allogenem Knochen lassen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Indikationen und Anwendungsbereiche abdecken. Es stehen Granulate, Knochenblöcke, Kortikalisplatten und Knochenringe zur Verfügung. Zusätzlich können mittels CAD/CAM Technik patientenindividuelle, allogene Knochenblöcke hergestellt werden, die durch ihre hohe Passgenauigkeit eine schnelle Integration des Augmentats in die umliegenden Gewebe ermöglichen.

10:45 Uhr

bis 11:30 Uhr

Pause / Besuch der Dentalausstellung

11:30 Uhr

bis 12:30 Uhr

Mitgliederversammlung des Landesverbandes Baden-Württemberg des Berufsverbandes Deutscher Oralchirurgen Dr. Manuel Troßbach, Heilbronn

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Ulm Menschliche und maschinelle Intelligenz – Wie es funktioniert und was das für uns bedeutet

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer Ulm
Curriculum Vitae

In seinem kleinen Büchlein „Die Rechenmaschine und das Gehirn“ beschrieb John von Neumann schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von menschlicher und maschineller Informationsverarbeitung. Bis heute sind diese Gedanken einerseits wahr, haben jedoch andererseits keineswegs die allgemeine Verbreitung erfahren, die ihrer Bedeutung entspräche. Im Gegensatz zu Computern machen Gehirne keine Downloads, sie werden vielmehr benutzt und verändern sich dadurch. Dies ist Lernen. Für Einzelheiten ist der Hippocampus zuständig, im Kortex dagegen geht es vor allem um allgemeine Regeln. Im Computer erfolgen die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen getrennt in der central processing unit (CPU) und auf einem Massenspeicher (Festplatte oder SSD Chip), im Gehirn dagegen gibt es diese räumliche und funktionelle Trennung nicht. Dort arbeiten Nervenzellen, die sich Informationen wechselseitig über Verbindungen zusenden (Verarbeitung), die sich dadurch in ihrer Stärke ändern (Speicherung). Damit sind die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen nicht getrennt, sondern bilden räumlich und funktionell eine Einheit. Gehirne lassen sich heute mit (herkömmlichen oder speziell dafür gebauten) Computern simulieren, was unser Verständnis ihrer Funktion deutlich vorangebracht hat. Die Verarbeitung in solchen Neuronalen Netzwerken wird immer besser, je mehr schon verarbeitet (und damit gelernt) wurde; sie sind faktisch mittlerweile so leistungsfähig, dass sie zum Geschäftsmodell der reichsten Firmen der Welt – Apple, Google, Amazon, Facebook, Microsoft – geworden sind. In bestimmten Bereichen übertrifft die Leistungsfähigkeit dieser künstlichen Gehirne die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns. Die Folgen müssen diskutiert werden. Dabei wird u. a. auch klar: Der hermeneutische Zirkel hat keine Abkürzung.

(Main-Podium: Festvortrag im Dome)
Dr. Manuel Troßbach Heilbronn
Curriculum Vitae

12:30 Uhr

bis 14:00 Uhr

Mittagspause / Besuch der Dentalaustellung

14:00 Uhr

bis 14:45 Uhr

Neuigkeiten in der GBR und GTR Univ.-Prof. Dr. Anton Friedmann, Witten/Herdecke

Univ.-Prof. Dr. Anton Friedmann
Univ.-Prof. Dr. Anton Friedmann Witten/Herdecke
Curriculum Vitae

Die Neuigkeiten in der Gesteuerten Geweberegeneration (GTR) umfassen den aktuellen Stand regenerativer Techniken und verfügbarer Materialien. Der Vortrag geht auf die zu erwartenden Ergebnisse bei einzelnen Indikationsstellungen ein und hinterfragt dabei die Vorstellung der Behandler hinsichtlich ihrer Zielsetzung sowie ihrer Wahl der eingesetzten Mittel. Ein Schwerpunkt wird auf die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Wundheilung im Heilungsverlauf sowie die Handhabung von Biomaterialien und Weichgewebe gelegt, um die primären Heilungsabläufe zu optimieren und so das Gesamtergebnis zu verbessern. Die klinischen und die radiologischen Bewertungskriterien werden anhand von dokumentierten Patientenfällen erörtert, um die Zuhörer für die Aspekte einer differenzierten Betrachtung des Langzeitergebnisses zu sensibilisieren.

In der Gesteuerten Knochenregeneration (GBR) werden neue Konzepte und Biomaterialien vorgestellt, die auf dem Prinzip des appositionellen Knochenwachstums an xenogenen Zucker-kreuzvernetzten Kollagenstrukturen aufbauen. Indikationsübergreifend gesammelte humanhistologische Eindrücke der Knochenneubildung an diesen Kollagenpräparaten erlauben eine einheitliche Einschätzung des Potentials dieser Materialgruppe. Ergänzt werden die positiven klinischen Erfahrungen durch die neuesten Daten aus den aktuellen in vitro Untersuchungen an diesen Materialien. Einen verstärkenden Effekt – neben der experimentell geprüften positiven Wirkung im Weichgewebe – erzeugen offensichtlich die für die chirurgische Anwendung verfügbaren Hyaluronsäure-Präparate, die in den Knochendefekten in Kombination mit Ersatzmaterialien eingebracht werden. Hyaluronsäure kann sowohl mit Kollagenmaterial als auch mit partikulärem KEM verwendet werden. Je nach Wahl der Kombination wird eine Membran zur Abdeckung des Augmentats empfohlen, oder nicht. In der GBR spielt - den GTR Postulaten nicht unähnlich - die Primärheilung eine wichtige Rolle. Im Vortrag werden im Einzelnen die genaue Betrachtung der Heilungsabläufe im Weichgewebe, der Umgang mit der Dehiszenzbildung, der offenen Heilung und ähnliche Aspekte angesprochen.

14:45 Uhr

bis 15:30 Uhr

Der kompromittierte Patient in der zahnärztlichen Chirurgie Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Wiesbaden

Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz
Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz Wiesbaden
Curriculum Vitae

In der Vergangenheit war das Risiko einer Kiefernekrose entweder eine seltene Ausnahme bei weit fortgeschrittenen Kieferostitiden oder -osteomyelitiden oder mit – größerer Häufigkeit - dem überschaubaren Patientenkollektiv der Kopf-Hals-Strahlentherapie (Infizierte Osteoradionekrose) vorbehalten. Die Relevanz für die allgemeine Zahnheilkunde war damit eher begrenzt. Diese Sichtweise hat sich seit der Erstbeschreibung der „Bisphosphonat-assoziierten Kiefernekrose“ (BP-ONJ) in 2003 grundlegend geändert. Viele Patienten erhalten aus unterschiedlichen Gründen (Knochenmetastasten solider Tumor, primär maligne Knochentumoren, Osteoporose u.a.) eine „antiresorptive Therapie“ und tragen damit das Risiko der Kiefernekrose mit sich. Unter einer „antiresorptiven Therapie“ wird heute die medikamentöse Behandlung mit Bisphosphonaten oder mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab zusammengefasst. Gemeinsam ist beiden Medikamenten, dass sie einerseits eine positive Gewebebilanz im Knochen (insbesondere durch hemmende Effekte an den Osteoklasten) erzielen, andererseits aber mit schwierig zu therapierenden Kiefernekrosen (ONJ) assoziiert sein können. Die wichtigsten enoralen Auslöser einer BP-ONJ sind Zahnentfernungen ohne Sicherheitskautelen, Prothesendruckstellen und die Parodontitis (marginalis). Da die Parodontitis epidemiologisch zu den „Volkskrankheiten“ gerechnet werden kann und auch die beiden anderen Auslöser beeinflussbar sind, kommt dem Zahnarzt zukünftig eine Schlüsselrolle in der Vermeidung einer Kiefernekrose zu. Diese Sensibilisierung auf Therapiefolgen in der Mundhöhle gibt uns neue Aufgaben auf, hilft aber gleichzeitig die teilweise seit vielen Jahren bekannten Nebenwirkungen einer Chemotherapie und / oder Strahlentherapie besser zu verstehen. Die relevanten Inhalte für die Prophylaxe und Prävention der Kiefernekrose leiten sich daraus ab. Außerdem muss das Risiko einer Kiefernekrose als Ergebnis eines gestörten Knochenstoffwechsels, den anderen beiden grundlegenden Risiko-Kollektiven gegenübergestellt werden: Einerseits die Störung des Gefäßsystems durch Angiopathie (Diabetes mellitus) oder Angiogenesehemmung (mittels Medikamenten). Andererseits die Störung der Immunabwehrlage (Immunsuppression oder Immundefizienz) bzw. die Auslösung einer Bakteriämie mit systemischen Risiken (bakterielle Endokarditis).

15:30 Uhr

bis 15:45 Uhr

Abschließende Worte

Tagungsbroschüre

4. Spezialpodium Oralchirurgie