Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
auch nach jahrelanger Berufstätigkeit und trotz großer Erfahrung – wir kennen es alle – kommt es immer wieder einmal vor, dass wir überrascht vor einem nicht vorhersehbaren Problem stehen. In Fortbildungsveranstaltungen werden meist die erfolgreichen Behandlungen demonstriert, nur selten wird über die Schwierigkeiten berichtet, die Komplikationen bereiten. Gerade deshalb beschäftigt sich die diesjährige Tagung mit dem Themenfeld „Notfälle und Komplikationen in der Zahnarztpraxis“. Dabei geht es nicht nur um Probleme bei Risikopatienten, die uns immer wieder Sorgen bereiten, sondern auch um die große Bandbreite der gesamten Zahnmedizin.
Eigentlich sollten die Vorträge zu diesen Themen bereits in 2020 im gewohnten Rahmen stattfinden. Leider mussten wir die Veranstaltung coronabedingt kurzfristig absagen. Das soll uns in 2021 nicht wieder passieren! Wir wollen Ihnen daher die Möglichkeit geben, die Präsentationen online zu besuchen. Der gewohnte Programmablauf wird bleiben, die Referenten werden live vortragen und Sie können anschließend Ihre Fragen online stellen. Sie erhalten selbstverständlich Ihre Fortbildungspunkte.
Wir laden Sie zu einem spannenden und attraktiven Meeting ein und hoffen, dass wir uns in 2022 wieder gemeinsam in Rust treffen können.
Dr. Peter Riedel |
Dr. Georg Bach |
Prof. Dr. Elmar Hellwig |
Dr. Norbert Struß |
Dr. Helen Schultz |
09:00 Uhr
bis 09:15 Uhr
09:15 Uhr
bis 10:00 Uhr
Mit der zunehmenden Lebenserwartung in der Bevölkerung werden auch Patienten mit multiplen systemischen Erkrankungen und Polypharmazie häufiger in der Praxis vorstellig. Die Frage für zahnmedizinisch-chirurgische Eingriffe ist dabei zum einen, ob Systemerkrankungen mit/ohne systemische Medikation das Risiko für Misserfolge der geplanten Eingriffe vergrössern. Zum anderen kann es durch diese Medikamente oder auch die Grunderkrankung zu Komplikationen aufgrund oralchirurgischer Eingriffe kommen, die sich teils nur schwierig wieder in den Griff bekommen lassen. Zu den meisten systemischen Erkrankungen finden sich leider keine Studien, die Patienten mit und ohne die Erkrankung in einem kontrollierten Studiendesign vergleichen. Für die Mehrzahl der Systemerkrankungen liegen lediglich Fallberichte oder Fallserien vor, die zeigen, dass die Eingriffe wie Zahnentfernungen oder Implantatsetzung bei betroffenen Patienten möglich sind. So zeigen besipielsweise Daten zu Osteoporosepatienten keinen Zusammenhang zwischen Osteoporose und Implantatmisserfolg auf. Allerdings richten einige Studien ihren Fokus inzwischen auf die Medikation bei Osteoporosepatienten, wobei diese als potenzieller Risiko faktor für eine Kieferosteonekrose infrage kommen, die Osteoporose aber nicht per se als Risikofaktor für Implantaterfolg und -überleben betrachtet wird. Grundsätzlich gilt, dass nur durch eine umfassende Anamnese und allenfalls auch Rücksprache mit dem behandelnden Arzt bei Patienten mit Polypharmazie und Polymorbidität das Komplikationsrisiko für zahnärztlich-chirurgische Eingriffe eingeschätzt werden kann.
10:00 Uhr
bis 10:45 Uhr
Der Vortrag behandelt schmerzhafte Mundschleimhautveränderungen, mit denen Zahnärzte in der Praxis häufiger zu tun haben. Hierzu zählen rezidivierende Aphthen, die Infektion mit Candida Spezies, der Orale Lichen planus sowie bei älteren Patienten das vernarbende Schleimhautpemphigoid und die Herpes Zoster Infektion. Zu jedem Krankheitsbild werden
dargestellt.
In der Zusammenfassung „Tipps für die Praxis“ erhalten die Teilnehmer praktische Informationen zum Umgang mit den Krankheiten einschließlich Medikation in Kurzform.
10:45 Uhr
bis 11:30 Uhr
11:30 Uhr
bis 12:30 Uhr
In seinem kleinen Büchlein „Die Rechenmaschine und das Gehirn“ beschrieb John von Neumann schon in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von menschlicher und maschineller Informationsverarbeitung. Bis heute sind diese Gedanken einerseits wahr, haben jedoch andererseits keineswegs die allgemeine Verbreitung erfahren, die ihrer Bedeutung entspräche. Im Gegensatz zu Computern machen Gehirne keine Downloads, sie werden vielmehr benutzt und verändern sich dadurch. Dies ist Lernen. Für Einzelheiten ist der Hippocampus zuständig, im Kortex dagegen geht es vor allem um allgemeine Regeln. Im Computer erfolgen die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen getrennt in der central processing unit (CPU) und auf einem Massenspeicher (Festplatte oder SSD Chip), im Gehirn dagegen gibt es diese räumliche und funktionelle Trennung nicht. Dort arbeiten Nervenzellen, die sich Informationen wechselseitig über Verbindungen zusenden (Verarbeitung), die sich dadurch in ihrer Stärke ändern (Speicherung). Damit sind die Verarbeitung und die Speicherung von Informationen nicht getrennt, sondern bilden räumlich und funktionell eine Einheit. Gehirne lassen sich heute mit (herkömmlichen oder speziell dafür gebauten) Computern simulieren, was unser Verständnis ihrer Funktion deutlich vorangebracht hat. Die Verarbeitung in solchen Neuronalen Netzwerken wird immer besser, je mehr schon verarbeitet (und damit gelernt) wurde; sie sind faktisch mittlerweile so leistungsfähig, dass sie zum Geschäftsmodell der reichsten Firmen der Welt – Apple, Google, Amazon, Facebook, Microsoft – geworden sind. In bestimmten Bereichen übertrifft die Leistungsfähigkeit dieser künstlichen Gehirne die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns. Die Folgen müssen diskutiert werden. Dabei wird u. a. auch klar: Der hermeneutische Zirkel hat keine Abkürzung.
12:30 Uhr
bis 14:00 Uhr
14:00 Uhr
bis 14:45 Uhr
Die endodontische Therapie gehört sicherlich zu den schwierigsten Therapien in der täglichen Praxis. Obwohl dies bekannt ist und dementsprechend viel Zeit für diese komplexen Behandlungen zu Verfügung stehen sollte, wird häufig versucht, eine Wurzelkanalbehandlung zwischen zwei Präparationstermine zu quetschen und dies nicht selten mit verheerenden Folgen. Da Eile geboten ist, kommt es schnell zu Perforationen, Präparationsfehlern oder auch Instrumentenfrakturen. Grund für diese fragliche Terminplanung ist meist der Schmerzpatient, welcher ungeplant die Praxis aufsucht. Zum einen erhofft sich der Patient eine schnelle Linderung seine Beschwerden, zum anderen möchte kein Kollege große Verzögerungen in seinem durchgeplanten Praxistag. So entsteht aus dieser Situation also ein erheblicher Zeitdruck. Vielen Kollegen ist jedoch nicht bewusst, dass sich die Schmerzbehandlung deutlich von der „normalen“ Wurzelkanaltherapie unterscheidet und in den meisten Fällen auch nur einen Bruchteil der Zeit beansprucht. In diesem Vortrag soll der Unterschied zwischen einer komplexen endodontischen Behandlung und einer kurzen, meist einfacheren Schmerz behandlung skizziert werden. Außerdem werden Lösungswege für die verschieden Schmerzfälle diskutiert, da es vorab häufig nicht klar ist, ob es sich um eine endodontische Problematik handelt oder eine anders geartete Schmerzsymptomatik. Weiterhin werden Konzepte vorgestellt, die es dem Kollegen ermöglicht diese Fälle zu therapieren, ohne dass der gesamte Praxisalltag durcheinander kommt. Denn nur wenn genügend Zeit für eine endodontische Maßnahme zur Verfügung steht, kann qualitativ hochwertig gearbeitet werden und auch im Vorfeld über evtl. anfallende Kosten mit einem dann schmerzfreien Patienten gesprochen werden.
14:45 Uhr
bis 15:30 Uhr
Schmerzzustände im Bereich der Zähne, des Kiefers oder Gesichtes betreffen 20% der Bevölkerung. Sie stellen für den Zahnarzt eine tägliche Herausforderung dar. Eine dentale Ursache stellt eine Routine dar, wobei differentialdiagnostisch häufig mit Unbehagen auch an eine CMD gedacht wird. Die CMD subsumiert lediglich verschiedene muskuläre oder artikuläre Diagnosen mit häufig multifaktoriellen Ursachen. Sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen der Allgemeinmedizin und der Zahnmedizin. Mit der ausführlichen Befragung und einer wissenschaftlich anerkannten, standardisierten klinischen Untersuchung stehen dem Zahnarzt objektivierbare Befunde zur Verfügung, welche es ihm ermöglichen, zielsicher eine CMD-Erkrankung zu diagnostizieren. Als Therapie sollten im Anschluss Verfahren zur Anwendung kommen, die wissenschaftlich erwiesen sind, wie z.B. die Schienentherapie. Andere Therapieformen wie die Selbstbeobachtung, Entspannungstechniken, Medikamente oder auch Begleitbehandlungen wie Akupunktur können ebenfalls angewandt werden. Bei weiterhin unklaren oder rezidivierend auftretenden bzw. persistierenden Schmerzzuständen empfiehlt sich der Einsatz eines standardisierten und validen Fragebogens, um weitere Differentialdiagnosen oder häufige Komorbiditäten miterfassen zu können. Anhand klinischer Fallbeispiele werden die häufigsten akuten CMD-Beschwerden vorgestellt, deren Pathophysiologie und diagnostischen Möglichkeiten diskutiert und die aktuellen Therapieoptionen aufgezeigt.
15:30 Uhr
bis 16:15 Uhr
16:15 Uhr
bis 17:00 Uhr
Was ist ein schwieriger Weisheitszahn? Diese Frage hat eine weitgehend objektive, aber insbesondere natürlich auch eine subjektive Komponente. Studien aus der Literatur berichten über durchschnittliche Komplikationsraten von bis zu 8%, davon 4% Infektionen und 4% Sensibilitätsstörungen. Aus dem Kollegenkreis und von betroffenen Patienten werden über Weisheitszähne und insbesondere von „DEM“ schwierigen Weisheitszahn Schauergeschichten erzählt. Bei der Entfernung eines schwierigen Weisheitszahns spielen in erster Linie die Erfahrung des Operateurs, die Lage des Zahnes und patientenspezifische Parameter wie Alter, Risikostatus und Anamnese eine große Rolle. Wann muss ein Weisheitszahn überhaupt entfernt werden? Wann ist eine DVT zwingend erforderlich, welche Empfehlung gibt es bezüglich der Indikationsstellung und der Durchführung laut S2K-Leitlinie? Wie entfernt man einen Weisheitszahn im Kiefergelenkkopf? Gibt es klinische oder radiologische Fakten, an denen sich der Schwierigkeitsgrad bei der Entfernung eines Weisheitszahnes festmachen lässt? Anhand von Leitlinien, ausgesuchter Literatur, eigenen (mitunter leidvollen) Erfahrungen und Fallbeispielen werden Empfehlungen für die chirurgische Durchführung der Weisheitszahnentfernung gegeben, Behandlungen von typischen Komplikationen wie Nervenläsionen, Unterkieferfrakturen, oder die Dislokation des Zahnes oder Zahnteilen in den Mundboden oder die Fossa pterygopalatina werden demonstriert. Im Vortrag werden Empfehlungen gegeben für eine verantwortungsvolle Indikationsstellung, eine sichere Entfernung und für das Erkennen und Behandeln von Komplikationen.
09:00 Uhr
bis 09:45 Uhr
Schließt man die Endodontie aus, sind Notfälle in der restaurativen Zahnheilkunde weitgehend auf ästhetische Einbußen beschränkt. Frakturen von Kavitätenwänden oder Füllungen im Seitenzahnbereich bedürfen in aller Regel keiner umgehenden Korrektur. Völlig anders stellt sich dies im Frontzahnbereich dar, da die damit verbundenen ästhetischen Einbußen den Patienten erheblich beinträchtigen können. Der Vortrag zeigt anhand klinischer Fälle, wie auch große Frontzahndefekte rasch korrigiert werden können. Dabei werden die Vorgehensweisen bei Neuanfertigung sowie bei Reparatur vorhandener Restaurationen im Detail dargestellt.
09:45 Uhr
bis 10:30 Uhr
Die Dentale Trickkiste soll geöffnet werden. Ausgewählte wertvolle Tipps und Tricks für die Lösung von prothetischen Notfällen und Komplikationen sollen vorgestellt werden. Doch können wir damit tatsächlich arbeiten? Funktionieren diese Tricks wirklich? Also glauben Sie nichts, kommen Sie und lassen Sie sich überraschen von der praktischen Durchführbarkeit der dentalen Trickkiste.
Zur Präsentation wurden folgende Teile ausgewählt:
10:30 Uhr
bis 11:15 Uhr
11:15 Uhr
bis 12:00 Uhr
Die Altersstruktur in der Bevölkerung wandelt sich und der Anteil der Senioren, die Hilfe und/oder Pflege benötigen, wächst rasant. Dies stellt auch die Zahnmediziner vor eine Herausforderung. Die Teammitglieder der Praxis, die ältere Patienten willkommen heißen wollen, sollten sich bewusst machen, wie hoch der gerostomatologische Wohlfühlfaktor ihrer Praxis heute ist. Erreichbarkeit, der Umgang mit den Senioren und die Hilfsmittel sind dabei unter die Lupe zu nehmen. Gemeinsam sollte überlegt werden, wie die Praxis und ihre Abläufe so gestaltet werden können, dass sich Betagte und Hochbetagte gern auf den Weg machen. Strukturierte Abläufe in der Praxis helfen auch, zahnmedizinische Notfallsituationen besser für Menschen mit Unterstützungsbedarf zu managen.
Pflegebedürftige werden zuhause (70%) oder in Pflegeinrichtungen betreut. Kontinuierliche Betreuung in Kooperation mit den pflegenden Angehörigen bzw. den professionellen Pflegekräften trägt dazu bei, dass Notfälle seltener werden. Notfälle sind, teilweise aus personellen Gründen, schwierig zu bewältigen, weil kurzfristig keine Pflegekraft zur Begleitung des älteren Menschen zum Zahnarzt zur Verfügung steht.
Manchmal ist der Umgang mit älteren Patienten in Notfallsituationen sehr schwierig, oft aber durch mehr Wissen um das Älterwerden sehr gut zu bewältigen. Menschen mit Demenz fordern die Fähigkeiten des zahnärztlichen Teams besonders, und die im Umgang erprobten Pflegekräfte können hier die Zahnmediziner sehr unterstützen. Pflegende bzw. besonders die Bezugspflegenden kennen die Vorlieben der Menschen mit einer kognitiven Einschränkung und können helfen, dass eine zahnärztliche Notfallsituation mit einer zahnmedizinischen Behandlung überhaupt bewältigbar ist. Ist heute „nur ein schlechter Tag“ aufgrund der Notfallsituation oder geht eine zahnärztliche Behandlung nur unter Zuhilfenahme einer ärztlich begleitenden Sedierung bzw. nur in einer Narkosesitzung?
Es ist hilfreich, wenn die Praxis einen Notfall-Anmeldebogen für die Pflege bereithält, sodass in der Einrichtung schon aus der dortigen Dokumentation die notwendigen Daten dem Zahnarzt verlässlich zur Verfügung gestellt werden. Hilfreich ist auch, einfache Fotos in die Praxis gemailt zu bekommen, sodass sich der Zahnarzt und sein Team besser auf das Problem vorbereiten können. Auch haben sich Schulungen des Pflegepersonals bewährt, sodass die nachhaltigen Angaben der geschulten Pflege helfen können, die sofortige Behandlungsnotwendigkeit besser abschätzen zu können.
12:00 Uhr
bis 12:45 Uhr
Akute Parodontalerkrankungen wie beispielweise Abszesse oder Nekrotisierende Parodontalerkrankungen erfordern aufgrund ihrer Schmerzhaftigkeit und der rapiden Destruktion parodontaler Gewebe ein sofortiges Handeln. In einem Übersichtsvortrag werden die wichtigsten parodontalen Notfälle mit ihren klinischen Erscheinungsformen vorgestellt. Auch differentialdiagnostische Abgrenzungen zu anderen Erkrankungen wie beispielsweise endo-parodontale Läsionen oder Manifestation oraler Symptome bei systemischen Erkrankungen werden diskutiert. Die adäquate Therapie dieser Erkrankungen führt in den meisten Fällen zu einer schnellen Beschwerdefreiheit. Gelegentlich muss der Patient mehrmals einbestellt und therapiert werden. Eine adjunktive Antibiotikagabe sollte nicht das Mittel der Wahl sein und sich am klinischen Befund des Patienten orientieren. Bei Nichtansprechen einer mechanischen Therapie können auch andere Erkrankungen, wie z.B. Virusinfektionen oder internistische Erkrankungen vorliegen. Nach Abschluss der Akuttherapie sind weitere diagnostische Maßnahmen durchzuführen, um den Patienten, sofern notwendig, systematisch parodontal weiter zu behandeln.
12:45 Uhr
bis 13:00 Uhr
Für die Teilnahme an beiden Tagen erhalten Sie 12 Fortbildungspunkte